Eindrücke vom DestinationCamp 2025 in Düsseldorf

Datum: 4. Juli 2025
Autor*in: Anton Straßer
Datum: 4. Juli 2025
Autor*in: Elisabeth Huber


Unter dem Motto „Zukunft gemeinsam gestalten“ fand Anfang Juni das diesjährigen DestinationCamp der netzvitamine statt. Gastgeberdestination war dieses Mal die Stadt Düsseldorf. Das Branchentreffen brachte erneut Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen des Tourismus zusammen, um gemeinsam zentrale Themen wie Digitalisierung, Markenführung, Erlebnisgestaltung, Nachhaltigkeit und den Einsatz Künstlicher Intelligenz zu beleuchten.

Wir haben dabei Eindrücke und Denkanstöße mitgenommen – aus Sessions, Gesprächen und Formaten, die unterschiedliche Perspektiven eröffneten. Nicht jede Session brachte dabei gleich viel neuen Erkenntnisgewinn und manche Themen konnten nicht in aller Tiefe bearbeitet werden. Dennoch bot das Camp insgesamt eine gute Gelegenheit zum Austausch und zur Reflexion aktueller Entwicklungen im Tourismus.

Nach einem sehr inspirierenden Vortrag von Allrounder Bernd Reutemann (Coach, Unternehmensberater, Bestsellerautor, Koch, Hotelier und Team-Chef eines Profi-Mountainbike-Teams) zum Thema „Kurs halten in agilen Zeiten: strategisch wichtig – menschlich richtig“ zum positiven Umgang mit Mitarbeitern und Gästen sowie der Präsentation der Themen des Destination Camps 2025 am ersten Tag, standen die folgenden beiden Tage ganz im Zeichen der verschiedensten Sessions. An folgenden Sessions haben wir (teils gemeinsam, teils einzeln) teilgenommen:

Technologie mit Augenmaß: Künstliche Intelligenz im Tourismus

Ein Schwerpunkt lag hier auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) insbesondere im Kontext von Fachkräftemangel und Prozessoptimierung. In der Session „Innovation für Gastronomie und Hotellerie“ stellte Martin Tauber von Guestnet eine digitale Gästemappe mit KI-gestützter Kommunikation vor, die Servicepersonal entlasten und Gästen schnelle Antworten liefern soll.

Die anschließende Diskussion zeigte deutlich: KI kann bei wiederkehrenden Aufgaben unterstützen und Arbeitsabläufe effizienter gestalten. Gleichzeitig wurde betont, dass technologische Unterstützung menschliche Interaktion nicht ersetzen kann – besonders im zwischenmenschlichen Bereich, wo Empathie und persönlicher Service gefragt sind.

Vertiefende Einblicke bot eine Session am Nachmittag zu konkreten KI-Anwendungen wie Content-Erstellung oder Auslastungsprognosen. Dabei rückte auch die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen, transparenten und ethisch reflektierten Umgangs mit KI in den Fokus – als Grundlage für eine nachhaltige Integration in touristische Strukturen.

Incoming; andere Länder andere Sitten

Die Session startete mit einer spannenden und unterhaltsamen Key Note von Fußball-Weltmeister und Japan-Experte Pierre Littbarski. Er berichtete von seiner Zeit in Japan und davon, was für Fallstricke andere Kulturen und Erwartungshaltungen mit sich bringen.

Anschließend wurde in Gruppen diskutiert, was für Möglichkeiten es für Destinationen gibt, Gäste aus anderen Kulturkreisen willkommen zu heißen und ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Von der Auseinandersetzung mit Höflichkeitsformen in anderen Ländern und Schulungen für Mitarbeiter von Tourismusbetrieben, über international verständliche Beschilderungen und Einsatzmöglichkeiten von KI für Übersetzungen bis zu (gut gemachten) „How to“-Broschüren/-Videos, die den Gästen auch die Kultur vor Ort näherbringen. Einigkeit herrschte darüber, dass sich eine Destination aber nicht verbiegen und sich den Besuchern „unterwerfen“ sollte, da ansonsten die Authentizität verloren geht und man auch schnell die einheimische Bevölkerung verlieren kann. Auch die Gefahr, sich zu sehr auf eine Besuchergruppe zu konzentrieren und sich von dieser abhängig zu machen, wurde angesprochen.

Pierre Littbarski berichtete über seine Zeit in Japan

Destination Branding: Klarheit statt Beliebigkeit

In der Session zum Destination Branding wurde diskutiert, wie Orte im Wettbewerb um Aufmerksamkeit bestehen können. Im Zentrum standen Fragen zur Wiedererkennbarkeit, Authentizität und Haltung. Impulsgeberin Anna Moll von Molle&Korn zeigte anhand ausgewählter Kampagnen, wie mutige Kommunikation jenseits konventioneller Bildsprache eine starke Markenidentität fördern kann.

Deutlich wurde: Wer als Destination Profil zeigen will, muss konsistente Botschaften entwickeln – in Sprache, Bild und Tonalität. Dabei ist nicht jede provokante Idee automatisch erfolgreich. Entscheidend ist die stimmige Verbindung zwischen Markenwerten und Kommunikationsstil.

Von der Smart City zur Smart Destination

Spiel, Spaß und (wechselnde) Spannung erwartete die Teilnehmer in der Session zur smarten Destination. Zunächst zeigte Innovationscoach Oliver Puhe sehr interessante Beispiele aus aller Welt, wie Städte und Regionen mit innovativen Ansätzen „smarter“ werden. Dabei wurden unterschiedliche Bereiche betrachtet: Von Verkehr und Infrastruktur über Energie und Gesundheit bis hin zu touristischen Anwendungsfällen.

Anschließend wurde gebastelt. Mit Lego und sonstigen Utensilien wurden in Gruppen Destinationen mit smarten Elementen erschaffen, wobei sich jede Gruppe auf einen anderen Anwendungsbereich (Verkehr, Energien, Gesundheit…) konzentrierte. Spaßig? Ja. Zielführend? Bedingt. Dadurch, dass die Gruppen nur Anwendungsfälle abbilden sollten, die es bereits gibt und die in der Key Note präsentiert wurden, war der Innovationsgehalt der entstandenen smarten Destinationen überschaubar. Dennoch wurden viele Denkanstöße geliefert, wie man mit smarten Technologien in Destinationen umgehen kann.

Erlebnisse gestalten – mit Wirkung und Sinn

Die Session zur Erlebnisinszenierung mit Edgar Eller thematisierte, wie touristische Angebote gestaltet sein müssen, um Gäste nachhaltig zu berühren. Dramaturgie, Zielgruppenverständnis, multisensorische Gestaltung und die Einbindung der lokalen Bevölkerung waren zentrale Aspekte. Auch Inklusion und Partizipation spielten eine Rolle – ebenso wie der konstruktive Umgang mit negativem Feedback als Lernchance.

Urlaub im eigenen Land: Neue Motive, neue Erwartungen

Rainer Schmitt von Holidu gab in seiner Session Einblicke in aktuelle Entwicklungen im deutschen Inlandstourismus. Das Reiseverhalten wandelt sich – sowohl technisch als auch inhaltlich. Mobile Buchungen, Transparenz bei Preis-Leistung und nachhaltige Mobilitätsangebote gewinnen an Bedeutung.

Für Destinationen ergeben sich daraus konkrete Handlungsempfehlungen:

  • Transparente Kommunikation von Preis-Leistung
  • Ausbau von ÖPNV-Angeboten
  • Entwicklung naturnaher Angebote wie Camping
  • Hundefreundliche Unterkünfte als Wettbewerbsvorteil
  • Flexibilität im Umgang mit klimabedingten Veränderungen (z. B. Coolcation)

Ersetzt das Reisen Psychopharmaka?

Dass Methodik um der Methodik wegen bei Gruppenarbeiten nicht immer hilfreich ist, zeigte sich eindrucksvoll in dieser Session. Nach einer bemerkenswerten und mit viel Herzblut vorgetragenen Key Note von Michael Otremba (CEO für Hamburg Tourismus), in der er deutlich machte, dass der Einfluss von Reisen auf das Wohlbefinden und die Psyche von Menschen weitestgehend unterschätzt und unerforscht ist, ging es auch hier in die Gruppenarbeit. Dabei wurde die „6 Denkhüte“-Methode von Edward de Bono in abgewandelter Form angewandt. In drei Gruppen durften die Teilnehmer unterschiedlich farbige Partyhüte aufsetzen. Die Hüte repräsentierten dabei unterschiedliche Denkweisen: pessimistisch, realistisch und optimistisch. Zwischendurch wurden die Hüte getauscht oder besser gesagt sollten getauscht werden (viele Teilnehmer konnten sich anscheinend nicht von ihrem Hut trennen und nahmen diesen an jede Station mit). Je nachdem, welchen Hut man dabei aufhatte, sollte man Ideen entwickeln, wie man den Stellenwert des Tourismus im Hinblick auf die geistige und körperliche Gesundheit der Bevölkerung in der Politik und der Gesellschaft stärken kann und wie sich das Reisen im Gesundheitswesen einen Platz erarbeiten könnte (z.B. „Reisen auf Rezept“). Welchen Mehrwert hier ein pessimistischer Blickwinkel bietet, mit dem man Ideen entwickeln und gleichzeitig erklären sollte, warum sich diese nicht realisieren lassen, wird ein Geheimnis bleiben. So wurde hier meiner Meinung nach viel Workshop-Zeit mit einer Methodik verschenkt, die man auch zur gemeinsamen Erarbeitung von Lösungsansätzen hätte nutzen können. Aber immerhin waren alle Teilnehmer (Autoren dieses Blogbeitrags ausgeschlossen) von der Idee mit den Partyhüten begeistert. Auch ein Erfolg! 💁‍♂️

Mein Hut der hat eine Ecke, eine Ecke hat mein Hut

Rahmenprogramm: Architektur, Austausch und Altbier

Neben den fachlichen Inhalten bot das DestinationCamp natürlich auch Möglichkeiten zum informellen Austausch und zum Kennenlernen der Gastgeberstadt. Eine Stadtführung durch den Medienhafen mit anschließendem Besuch des Rheinturms eröffnete neue Perspektiven auf das oft (auch unsererseits) unterschätzte Düsseldorf. Die Abende boten reichlich Gelegenheit zum Netzwerken: Am Dienstag in der Camp-Location (den „Design Offices“ mit schöner Dachterasse), am Mittwoch in der Traditionsbrauerei Schumacher, inklusive einer eindrucksvollen Gesangseinlage eines japanischen Chors (durch den allerdings zum Missfallen einiger Camp-Teilnehmer das Essen ein wenig in Vergessenheit geriet 😐) – ein Zeichen für Düsseldorfs enge Verbindung zur japanischen Community. Am Donnerstagabend folgte das Galadinner in der „Nachtresidenz“, bei dem auch der rheinländische Karneval in Form des Auftritts einer Tanzgarde Einzug hielt. Außerdem wurde zu dieser Gelegenheit der Destination Camp-Preis verliehen, den Partnern gedankt sowie der Austragungsort für das nächste Jahr bekannt gegeben wurde: Brixen in Südtirol

Fazit

Das DestinationCamp 2025 bot einige wertvolle Impulse, auch wenn nicht alle Sessions inhaltlich gleich stark waren. Insgesamt nehmen wir durchaus Anregungen mit – insbesondere im Hinblick auf die Rolle digitaler Lösungen im nachhaltigen Tourismus. Auf ein eventuelles Wiedersehen in Brixen.



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