OOP 2016, 1.Tag

Datum: 2. Februar 2016
Autor*in: Marc Kurzmann


Hallo zusammen,

hier folgt schonmal der Vorab-Bericht vom ersten Tag auf der OOP 2016 in München mit folgenden Vorträgen, die ich besucht habe:

Gernot Starke: Wider die Miroskop-Falle
Gernot Starke, bekannter Software-Architekt und Autor mehrerer Architektur-Bücher, hat in seinem Vortrag anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis verdeutlicht, wie wichtig es ist bei der Suche und insbesondere beim Lösen von Problemen weg vom „Tunnelblick“ hin zu einer breit gefächerten Sichtweise zu kommen. Nach dem Motto „Wenn Sie im Code suchen, werden Sie nur dort die Probleme finden“, ist bei Weitem nicht nur der Code Quelle von Problemen, sondern genauso spielen weitere Faktoren eine große Rolle, wie Daten, Prozesse etc. Wobei es bei Problemen seiner Meinung nach grundsätzlich immer um zwei Themen geht: Geld (was kostet mich das Problem und was kostet die Lösung, oder hat Kostendruck gar das Problem verursacht) und Qualität. Um die Qualität einerseits bewerten zu können und andererseits den besten Lösungsweg einzuschlagen ist eine Analyse auf breiter Ebene notwendig. Dazu gehören:

  • Fragen aller Stakeholder (aber Achtung: oft subjektiv, aktuelle Probleme immer höher bewertet, Symptom-getrieben, …) – Tipp: erstellen einer Stakeholder-Map für ein Projekt: „wen muss ich wann fragen“.
  • Systemanalyse: qualitative Analyse, statische Codeanalyse, Laufzeitanalyse, Kontextanalyse, Datenanalyse, Prozessanalyse.

Ganz wichtig ist es, bei der Bewertung der Probleme die Relevanz der Auswirkung und der Lösung zu berücksichtigen – sollte eigentlich klar sein, kann aber bei zu eindimensionaler Betrachtung schnell aus dem Blickfeld verschwinden.

Keynote 1 – Frank Simon: Testen heißt Gas geben
In seiner Keynote hielt Frank Simon, stellvertretender Vorsitzender des German Testing Boards, eindringlich ein Plädoyer auf die zunehmende Wichtigkeit der Tests dar, die nicht erst am Ende einer Software-Entwicklungsphase stattfinden muss, sondern ein laufender begleitender Prozess sein sollte. Durch die steigende Abhängigkeit und Komplexität heutiger Software sind auch die Anforderungen an die Tester deutlich gestiegen. Umso mehr sollten die Tester heutzutage nicht mehr die „Bad Guys“ sein, die die Fehler aufdecken, sondern akzeptierte Mitglieder im Projektteam darstellen.

Peter Roßbach: Docker im täglichen Einsatz
Einen Überblick über die aktuelle Docker-Tool-Landschaft stellte Peter Roßbach in seinem Vortrag dar. Hier hat sich insbesondere ziemlich viel im Zusammenhang mit dem Management und der Provisionierung von Containern getan, die es sehr einfach ermöglichen einmal erstellte Container auf (nahezu) beliebigen Hosts zu deployen, angefangen von einem Integrations-Server, einer virtuellen Maschine bis hin zu größeren Cloud-Umgebungen wie z.B. die AWS-Cloud. Hier ist noch einiges Spannendes zu erwarten – ich kann mir gut vorstellen, dass wir ein Deployment unserer Systeme über kurz oder lang auf Docker-Container umstellen und dann ist es (prinzipiell) egal, ob das Ganze in der Cloud, auf irgendeinem Agitos-Host oder sonst wo läuft.

Keynote 2 – Sascha Lobo: Vernetzte Software frisst die Welt
Sascha Lobo – bekannt als Spiegel-Online Kolumnist und aus zahlreichen Fernseh-Talkshows –  hat in seinem Vortrag einen Abriss über die Änderungen in der Gesellschaft durch die zunehmende Vernetzung gegeben. Hier hat er quasi als logische Fortsetzungen aus diversen Keynotes der letzte OOPs (Martin Fowler, Robert Martin, …) insbesondere auch die Verantwortung der Software-Entwickler hervorgehoben („das sind die Einzigen, die verstehen können, was im Internet wirklich passiert bzw. passieren kann“).

Linda Rising: Patterns, my Journey
Einen Ausflug in die Vergangenheit der späten 90er Jahre gab uns Linda Rising in ihrem Pattern-Vortrag. Sie ist eine Pionierin und war schon von Anfang an entscheidend mit dabei, als mit den GoF und dem Buch „Design Patterns“ eine Systematisierung für Muster in der Software-Entwicklung begann. Diese Systematisierung hat Sie dann weiter betrieben, indem Sie beschrieben hat, wie Pattern über die Software-Entwicklung hinaus eine große Bedeutung haben können; z.B. über Patterns zum Finden neuer Ideen. Leider ist sie in Ihrem Vortrag doch zu sehr im historischen Abriss über die „heroischen“ Zeiten hängen geblieben und in vielen Bereichen zu unspezifisch gewesen. Fazit: unterhaltsam, aber leider nichts Neues.

Markus Wittwer: Search Inside Yourself
Zum Schluss ging es noch um ein Softskill-Thema: mein Ex-Kollege Markus Wittwer hat hierbei einen mit Übungen unterfütterten Vortrag über ein von Google initiiertes Programm zur besseren Aufmerksamkeit und dadurch auch Entscheidungs- und Leistungsfähigkeit gehalten. Zentraler Punkt dieses Programms ist es durch Achtsamkeits-meditative Übungen bzw. Training das Gehirn bewusster zu steuern, um zu besseren Entscheidungen zu kommen. Im Kern ist da sicherlich was dran. So wie wir unseren Körper trainieren, so schadet es sicher nicht, wenn wir auch unser Gehirn etwas systematischeren Übungen unterziehen.

So – morgen geht’s weiter; bin schon gespannt…


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