Die bestmögliche Lösung aus Sicht des Nutzers finden: Das ist Lorena Meyers Antrieb als Leiterin Konzept & Innovation bei infomax. Sie entwickelt Ideen am laufenden Band und konzipiert mit Leidenschaft und Verstand digitale Anwendungen.
Gerade ist ihr „Praxisbuch Usability & UX“ in der dritten Auflage erschienen. Wir haben mit Lorena über ihr jüngstes Projekt gesprochen.
Lorena, in zwei Sätzen: Worum geht es im „Praxisbuch Usability & UX“?
Dieses Buch haben zwei Praktiker für die Praxis geschrieben: Jens Jacobsen, Konzepter und Berater für interaktive Projekte, und ich.
Es enthält alles, was Projektteams für die Konzeption, Umsetzung und Weiterentwicklung nutzerfreundlicher Websites oder auch Apps wissen sollten. Wer nicht länger ausschließlich auf den verschiedenen (subjektiven) Meinungen und Überlegungen der Projektbeteiligten oder Stakeholder vertrauen möchte, findet im Buch die gängigsten UX-Methoden und Guidelines zur nutzerfreundlichen Gestaltung von Moduleben – mit dem Ziel, die bestmögliche Lösung für den Nutzer zu finden.
Euer Werk nennt sich „Praxisbuch“. Wie stellt das Buch denn konkret den bestmöglichen Transfer der Inhalte in die Praxis sicher?
Unser Buch ist in drei Teile unterteilt:
- Im ersten Teil werden die Leser zu Entwicklungen, Normen & Gesetzen, Begrifflichkeiten abgeholt und die Thematik wird ins „Große & Ganze“ eingeordnet.
- Im zweiten Teil stellen wir die gängigsten UX-Methoden vor, die man bei der Entwicklung von Websites, Apps oder auch Software einsetzen kann, um seine Anwendungen nutzerfreundlich(er) zu gestalten.
- Der dritte und letzte Teil geht sehr detailliert auf Best Practices zu einzelnen Modulen/Elementen bei Websites & Apps ein. Also: Wie werden Formulare nutzerfreundlich gestaltet? Wie schreibt man nutzerfreundlich? Wie wählt man Icons aussagekräftig aus? Wie positioniert man Labels und formuliert diese nutzerfreundlich? Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dieser dritte Teil des Buches ist so geschrieben, dass er direkt angewandt werden kann.
Und damit eignet sich das Buch auch bestens als Nachschlagewerk für diejenigen, die vieles daraus schon wissen, aber dann im relevanten Moment nochmal kurz die Details nachlesen möchten.
Die Teile 2 und 3 sind also konkrete Guidelines, die den Transfer in die Praxis erlauben.
Inwiefern unterscheidet sich diese Ausgabe von seinem Vorgänger?
2017 haben wir die erste Auflage dieses Buches geschrieben. Die ist noch besser angekommen, als wir zu hoffen gewagt hatten. Schon 2 Jahre später gab es die 2. Auflage. Das freut uns außerordentlich, und wir danken an dieser Stelle allen Lesern, Kolleginnen und Auftraggebern – insbesondere denen, die uns wertvolles Feedback gegeben haben.
Anhand des Feedbacks konnten wir jetzt die dritte Auflage noch weiter verbessern und Themen nachliefern, die sich in der letzten Zeit als wichtig herausgestellt haben. Dazu gehören eine deutliche Erweiterung des Kapitels zu Online-Usability-Tests, ein neues Kapitel zu Popups, Banner und Modals (mit Fokus auf die Cookie Consent Banner) und ein Abschnitt zu DesignOps (Design Operations). Auch Änderungen im Bereich Datenschutz sowie bei den Normen haben wir eingearbeitet.
Ebenso viel Mühe haben wir in die Überarbeitung der weiteren Kapitel gesteckt. Wir sind jede einzelne Seite durchgegangen und haben geprüft, ob die Angaben und Tipps noch die bestmöglichen sind. Und natürlich haben wir alle Abbildungen von Websites und Apps durchgesehen und, wenn nötig, aktualisiert. Auch alle Links und Vorlagen haben wir nochmals geprüft.
Wenn Du Dich für genau eine Botschaft entscheiden müsstest, die du Deinen Leserinnen und Lesern mit auf den Weg gibst: Welche wäre es?
Testet eure Anwendungen!
Bindet die späteren Anwender (oder zumindest Unbeteiligte am Konzept) ein und lasst sie euer Konzept validieren. Das ist der sicherste Weg, um die eigene Anwendung zu optimieren und relevantes Feedback zu erhalten. Damit könnt Ihr – jenseits von eigenen Meinungen oder Ansichten aller Stakeholder – fundierte Entscheidungen für die (Weiter)Entwicklung treffen. Wie man genau testet, worauf man achten sollte und wie man das Testing auch online/remote durchführen kann, kann man in den Kapitel 19 (Usability-Tests), 20 (Online-Usability Tests) und auch 21 (Guerilla Usability-Tests) nachlesen.
Natürlich sind auch alle anderen Kapitel lesenswert?. Wer aber einen ersten Einstieg in die nutzerzentrierte Entwicklung von Anwendungen finden möchte, ist mit dem Testing gut beraten.
Was hat Dich beim Schreiben des Buchs am meisten begeistert?
Ein solches Handbuch zu verfassen, verlangt von den Autoren, ihr eigenes Wissen zu reflektieren und Projekterfahrungen zu abstrahieren. Was ist das Wesentliche? Welche Methoden wählen wir aus? Wo gehen wir in die Tiefe, wo legen wir Schwerpunkte? Was muss erwähnt werden? Was sind unsere Learnings? etc.
Und es bedeutet auch, die relevanten Aspekte auf den Punkt zu bringen und gleichzeitig so zu formulieren, dass es für Leser mit unterschiedlichen Hintergründen leicht verständlich und zugänglich ist.
Das ist herausfordernd, aber man nimmt selbst so viel dabei mit. Ein toller Prozess!
… und was am meisten genervt?
Von genervt würde ich nicht sprechen.
Was aber beim Schreiben eines solchen Fachbuchs nicht zu unterschätzen ist, sind unzählige Schleifen, Korrekturen und Detailarbeit. Die kosten einfach Zeit, Ausdauer und eine gewisse Liebe zum Detail. Die muss man mitbringen.
Womit hast Du beim Beginn des Buchprojekts nicht gerechnet?
Das „Praxisbuch Usability und UX“ war meine erste Veröffentlichung, die ich mit meinem geschätzten UX-Kollegen Jens Jacobsen zusammen machen durfte. Als er mich damals fragte, ob ich mit einsteigen möchte, dachte ich nicht lange nach. Schon gar nicht an die nächsten Auflagen. Die wiederum kommen natürlich bei einem solchen Thema unwillkürlich. Erscheint eine Auflage, kann man eigentlich direkt in die Planung und Sammlung von Themen der nächsten gehen. Denn es ändert sich ständig etwas:
Sei es der rasante Vormarsch der Online-Formate, um Testings, Workshops & Co. durchzuführen. Dieser wäre sicher auch ohne die Pandemie und den dadurch bedingten, schnellen Anstieg des mobilen Arbeitens gekommen. Aber nicht so schnell.
Oder auch die Gestaltung von Modulen, die wir immer mit sehr vielen Abbildungen erläutern und Empfehlungen damit anschaulicher machen möchten. Viele sehen bereits nach wenigen Monaten nach Veröffentlichung schon anders aus. Das ist angesichts der schnellen Weiterentwicklung nicht zu vermeiden.
Verrate uns mal: Welches Projekt planst Du als nächstes?
Es ist etwas in Arbeit. Das wird aber noch nicht verraten ?.